Schon 16-jährige Schüler:innen wollen die Anatomie des menschlichen Körpers studieren, die Rhetorik der Alten Römer oder regenerative Energietechnik: nur aus eigenem Interesse oder um das Studieren einfach mal praktisch auszuprobieren – als Juniorstudierende der Universität Rostock. Zum Start des Sommersemesters haben sie sich am Samstag, den 15. März im Audimax auf dem Ulmencampus getroffen. Im größten Hörsaal der Universität lernten sie erstmals ihre Kommiliton:innen kennen. Außerdem wurden sie informiert, welche Online-Vorlesungen, Aufgaben und Klausuren sie bis Ende Juni in ihrem Wahlfach erwarten.
Seit 2008 wird das Juniorstudium an der Universität Rostock für interessierte Schüler:innen angeboten, initiiert von der Fakultät für Informatik und Elektrotechnik. Aktuell werden 28 Online-Vorlesungen aus fast allen Studienfeldern angeboten – von Vorlesungen zu Allgemeiner Anatomie über Imperative Programmierung bis zu Philosophischen Aspekten der Volkswirtschaftslehre. Vermittelt werden Inhalte aus dem regulären 1. Studienjahr.
Für das Sommersemester 2025 haben sich insgesamt 314 Schüler:innen aus ganz Deutschland an der Universität Rostock eingeschrieben, außerdem auch Jugendliche aus Bolivien und der Türkei. Die meisten Juniorstudierenden sind zwischen 16- bis 18 Jahre alt; aber selbst eine zwölfjährige Schülerin hat sich für das Fach „Physik für medizinische Studiengänge“ angemeldet. Medizinische Fächer sind laut Zulassungsstatistik generell besonders gefragt. Am beliebtesten ist diesmal jedoch das Lehramtsfach „Einführung in die Sozialpsychologie“: Allein 37 Schüler:innen wurden dafür zugelassen. Auch Neuroanatomie, Betriebswirtschaftslehre und Mathematik sind sehr gut besucht.
Unterrichtet werden die Juniorstudierenden dual: D.h. Die Vorlesungen erhalten sie als Aufzeichnungen von den Hochschulehrenden der Universität Rostock. Betreut werden sie im Übungsbetrieb von erfahrenen Studierenden, die das gewählte Fach auch selbst studieren. Entsprechend gut kennen die Tutor:innen die Herausforderungen für Studienanfänger:innen und können auch darauf eingehen. Lehrende und Lernende treffen sich allerdings nur selten an der Universität, denn das mediengestützte Juniorstudium findet vor allem online statt. In Präsenz treffen sich die Akteur:innen nur zu Semesterbeginn sowie für eine praktische Übung im Laufe des Semesters.
Das mediengestützte Juniorstudium unter dem Dach des Lehrtransferzentrums der Universität Rostock hat dabei für alle Akteur:innen Vorteile, betont Leiterin Dr. Yvonne Niekrenz: „Die Schüler:innen können früh ausprobieren, wo ihre fachlichen Interessen liegen und ob ihnen das Studieren liegt.“ In einigen Fächern wie Organische Chemie oder Imperative Programmierung können sie sogar eine Klausur schreiben, die bei einem späteren Studium als Vorleistungen anerkannt wird. Auch die Universität Rostock profitiert: „Wer schon einmal probeweise studiert hat, weiß später einfach besser, was von Studierenden erwartet wird“, so Yvonne Niekrenz. Im besten Falle gewinnt die Universität Rostock so Studierende, die sich bewusst für die Universität Rostock entscheiden.
Zwischen 300 bis 500 Schüler:innen entscheiden sich jedes Semester für ein Juniorstudium in der Hanse- und Universitätsstadt. Damit ist die Universität Rostock bundesweit einer der größten Frühstudienanbieter. Das Lehrangebot richtet sich dabei ausdrücklich nicht nur an Hochbegabte. Persönliches Interesse am Fach oder am Studieren reichen für die Zulassung aus sowie – nach Zustimmung von Eltern und Schule – genügend Zeit, um das extra Lernpensum gegebenenfalls neben den regulären Schulaufgaben zu bewältigen. Dafür kooperiert die Universität Rostock mit aktuell dreißig Schulen, die die Leistungen aus dem Juniorstudium als Ersatz für Projektfächer oder im Rahmen der Studien- und Berufsorientierung anerkennen.
Mehr zum Juniorstudium unter www.juniorstudium.uni-rostock.de.
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