„Wir wollten etwas mit künstlicher Intelligenz machen und uns den eigenen Arbeitgeber in unserer Heimatstadt schaffen – hier, wo wir selbst am liebsten arbeiten“, sagt Jakob Heller. Sein Bruder Johann ergänzt: „Ich bin wirklich dankbar, dass ich an der Universität Rostock eine solch tolle Bildung fürs Leben bekommen habe.“ Johann Heller hat Elektrotechnik studiert und anschließend seine Doktorarbeit in angewandter Mathematik geschrieben.
„Es ist eine pure Freude miterleben zu können, wie erfolgreiche Absolventen der Universität Rostock ein aufstrebendes Unternehmen gründen. Mit den Methoden des maschinellen Lernens und der Geoinformation widmet sich deeeper.technology vor allem der Nachhaltigkeit in Küstenzonen, auch unter Einbeziehung der Satellitenbeobachtung“, würdigt Universitätsrektor Professor Wolfgang Schareck.
Inzwischen arbeiten bei deeeper.technology dreizehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zehn davon haben an der Universität Rostock studiert, sechs davon sind Frauen. „Das ist Wissenschaftstransfer in die Zukunft im besten Sinne“, unterstreicht der Rektor.
Die Gründer und ihr schnell wachsendes Team entwickeln Methoden der künstlichen Intelligenz, um Luft- und Satellitenbildern in digitale Karten zu übersetzen, auf denen die unterschiedliche Nutzung der Flächen dargestellt ist. Fünfzehn verschiedene Klassen – etwa Gebäude, versiegelte Flächen oder Straßen, Gewässer und Bäume werden aus den Luftaufnahmen extrahiert. Die gewonnenen Informationen können beispielsweise Energiekonzerne dabei unterstützen, besonders lohnende Kunden für den Vertrieb von Photovoltaik-Anlagen zu finden. Aber auch Energieministerien oder Katasterämter profitieren von der Übersetzungsleistung der deeeper.technology-Software, etwa um geeignete Flächen für die erneuerbare Energiegewinnung auszuweisen oder den Gebäudebestand zu aktualisieren.
Über ihren wissenschaftlichen Mentor Professor Ralf Bill von der Universität Rostock haben die Zwillinge von deeeper.technology nur Gutes zu berichten. „Das ist ein super Typ, vor allem sehr gut vernetzt“, finden sie. „Wir haben beim Start viel Hilfe aus der Region bekommen, beispielsweise vom Zentrum für Entrepreneurship der Universität Rostock, dem Forschungsverbund MV und Rostock Business.“
Warum ihre Firma als erstes einen mannshohen Pappaufsteller von Buzz Aldrin – nach Neil Armstrong der zweite Mensch den Mond betrat – aufgestellt hätte? „Als Kinder wollten wir beide Kosmonaut werden. Und irgendwie lebt dieser Traum auch heute noch.“ Auf bestem Weg nach oben sind sie bereits. Im vergangenen Jahr erhielten sie den Existenzgründerpreis der OSTSEE-ZEITUNG. Und auf der weltweit größten Messe für Geoinformationswirtschaft, der Intergeo 2021, wurde deeeper.technology mit dem Wichmann Innovations Award für die beste Softwareinnovation ausgezeichnet. Zusätzlich konnte sich das Start-Up in der von der Europäischen Raumfahrbehörde (ESA) ausgelobten Bremen Challenge der Copernicus-Masters gegen ein breites Bewerberfeld durchsetzen.
Wie zuverlässig die junge Firma aus Rostock Fragen nach Standorten etwa von Solaranlagen, Häusern oder Bäumen beantworten kann, beeindruckt die Fachwelt auch über Deutschland hinaus. „Unser Ziel ist es jetzt, jährlich Europa zu vermessen, jede Straße, jeden Wald, jedes Haus. Damit tragen wir zu einem verbesserten Umweltmonitoring bei, damit sich“, so die Hoffnung der drei Gründer, „vor allem erneuerbare Energien besser durchsetzen können.“ Noch gibt es beispielsweise keine Karten, in denen alle Solaranlagen registriert sind. Diese Lücke könnte das junge Rostocker Unternehmen als nächstes schließen. Text: Wolfgang Thiel
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