Mit der Energiewende wurde das Ende der fossil-nuklearen Stromerzeugung eingeläutet. Die konventionellen Kraftwerke erzeugen aber nicht nur den von den Verbrauchern benötigten Strom, sie sind auch für die Netzstabilität verantwortlich und erfüllen so eine wichtige Funktion im Energienetz. Genau hier setzt der Forschungsverbund Netz-Stabil an. Ein Team aus 18 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Rostock, der Hochschule Stralsund und der Universität Greifswald arbeitet vier Jahre bis März 2021 gemeinsam im Forschungsprojekt, das im Rahmen des Exzellenzforschungsprogramms des Landes Mecklenburg-Vorpommern mit ca. 5 Mio. Euro aus dem Europäischen Sozialfonds gefördert wird.
Projektkoordinator Professor Hans-Günter Eckel formuliert die Aufgabenstellung: „Netzstabilität bedeutet für den Verbraucher vor allem Versorgungssicherheit. Verschiedene Disziplinen müssen eng zusammenarbeiten, um mit erneuerbaren Energien die gleiche Zuverlässigkeit der elektrischen Energieversorgung zu gewährleisten, wie wir sie von konventionellen Kraftwerken gewohnt sind.“ Im Gegensatz zu den konventionellen Kraftwerken, die ihre Leistung entsprechend der Nachfrage nach Strom kontrolliert regeln können, sind erneuerbare Energien, wie Wind und Sonne, nicht vom Menschen regelbar. D.h. Standort, Jahreszeit und aktuelles Wetter bestimmen die Energiemenge, die von diesen Anlagen maximal erzeugt werden kann. Und diese Faktoren orientieren sich nicht am aktuellen Strombedarf.
„Elektrische Energie lässt sich nicht als Vorrat aufbewahren wie Wasser in einem Speicher“, stellt Dipl.-Ing. Magdalena Gierschner, Mitarbeiterin von Professor Eckel, fest. „Die große Schwierigkeit besteht darin, dass elektrische Energie immer genau dann erzeugt werden muss, wenn der Verbraucher sie benötigt. Denn das Energienetz selbst kann keine elektrische Energie speichern, sondern nur transportieren. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, sind erneuerbare Energien z.B. aus Wind- und Solarkraft unabdingbar. Allerdings gefährden diese die Stabilität des Netzes, wenn man sie, wie bisher üblich, so anschließt, dass sie blind Energie „ernten“ und jegliche Laständerungen von den Speichern der wenigen verbleibenden großen Kraftwerke ausgeglichen werden müssen.“
Im Projekt NetzStabil werden verschiedene Ansätze untersucht. Beispielsweise wird erforscht, wie Biomasseanlagen die Schwankungen im regenerativ erzeugten Strom ausgleichen können. Das ist dann relevant, wenn zu wenig oder kein Wind oder Sonne zur Verfügung stehen. Dann kann über eine Sektorenkopplung der Bedarf kompensiert werden. Wie das mit dem vorhandenen und künftigen Anlagenbestand im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern zu optimieren ist, wird im Projektteam unter anderem von Dr. Andrea Schüch und Jan Sprafke untersucht. Beide arbeiten an der Professur Abfall- und Stoffstromwirtschaft der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Rostock.
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