Knochen unter Strom – Universität im Rathaus am 10. November 2022, 18 Uhr (02.11.2022)

Nicht mehr reisen, einkaufen oder die Enkel umarmen – nur, weil jede Bewegung schmerzt: „Erkrankungen des Bewegungsapparates werden in unserer alternden Gesellschaft zu einem wachsenden Problem. So wird bis zum Jahr 2060 schon jede dritte Person in Deutschland älter als 65 Jahre sein – und viele von ihnen werden mit schmerzenden Gelenken oder lang einliegenden Endoprothesen zu tun haben müssen“, berichtet Professorin Ursula van Rienen von der Universität Rostock. Gemeinsam mit ihren Kolleg*innen aus der Rostocker Universitätsmedizin erforschen sie und weitere Wissenschaftler*innen des Sonderforschungsbereiches 1270 ELAINE neue Therapien zur Knorpel- und Knochenregeneration, auch unter Zuhilfenahme der Künstlichen Intelligenz. „Speziell entwickeln wir so genannte ‚Intelligente Implantate‘ zur Regeneration von Knochen und Knorpel. Bei jedem Schritt erzeugen diese selbst Strom und können so Heilungsprozesse initiieren. Zudem arbeiten wir an Implantaten zur Tiefen Hirnstimulation, um so Bewegungsstörungen zu behandeln“, so van Rienen.

Knieprothese schon mit vierzig?

Gelenk- und Knorpelschäden sind nicht nur ein Problem der älteren Generation, berichtet Professor Rainer Bader von der Universitätsmedizin: „Auch Kinder und Jugendliche leiden zunehmend unter schmerzenden Gelenken und Knorpelschädigungen. Oftmals passiert das durch falsche Bewegungen oder zu intensiven Sport, beispielsweise, wenn Kinder schon wie Leistungssportler trainieren.“ Auch starkes Übergewicht belaste die jungen Knochen und Gelenke überdurchschnittlich. So steigert Übergewicht erheblich das Risiko, später an einer Arthrose zu erkranken. Neueste Studien zeigen, dass von 100.000 Kindern mehr als einhundert bereits Knorpelschäden am Kniegelenk aufweisen. Die Gefahr: Unbehandelt können diese Schäden Jahre später zu einer Arthrose führen – und perspektivisch schon im Alter von vierzig bis fünfzig eine Knieendoprothese notwendig machen.

Die Chancen und Herausforderungen der zukunftsweisenden Implantat-Technologie sind Thema der neuen Veranstaltungsreihe „UNIVERSITÄT im RATHAUS“ am 10. November 2022. Wie „Knochen unter Strom“ heilen können und wie auch lokale Unternehmen bei der Weiterentwicklung der Endoprothesen unterstützen können, diskutieren Professorin Ursula van Rienen vom Sonderforschungsbereich 1270 ELAINE mit Professor Rainer Bader sowie dem Geschäftsführer der Medizintechnik Rostock GmbH, Andreas Markschies als Spezialist für die Elektrostimulation. Präsentiert werden auch Labor-Modelle intelligenter künstlicher Hüftgelenke. Moderiert wird die Veranstaltung von dem freien Journalisten Joachim Mangler.

Die Gesprächsreihe „UNIVERSITÄT IM RATHAUS“ wird anlässlich des 15. Jubiläums der Interdisziplinären Fakultät an der Universität Rostock gemeinsam mit der Hanse- und Universitätsstadt Rostock in der Rathaushalle veranstaltet. Der Eintritt ist frei.

Im Gespräch:

Ursula van Rienen ist Sprecherin des Sonderforschungsbereichs (SFB) 1270 „ELektrisch Aktive ImplaNtatE – ELAINE“ und seit 1997 Professorin für Theoretische Elektrotechnik an der Universität Rostock. Beschleunigerphysik und -technologie – insbesondere die Modellierung und Simulation – gehören neben der Biomedizinischen Technik zu ihren Forschungsschwerpunkten. Van Rienen ist Mitglied der Akademie der Technikwissenschaften acatech.

Rainer Bader ist stellvertretender Sprecher des SFB 1270 ELAINE und Professor für Biomechanik und Implantattechnologie des Bewegungsapparates an der Orthopädischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Rostock. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u.a. in den Bereichen Biomechanik, Numerische Simulation, Geweberegeneration und Technische Orthopädie.

Andreas Markschies ist Geschäftsführer der Medizintechnik Rostock GmbH. Das in Rostock und Berlin ansässige Unternehmen stellt Elektrostimulationsgeräte her und versorgt bundesweit Patienten und Patientinnen.

Weitere Informationen finden Sie hier, inklusive Flyer mit allen Terminen zum download

Quelle und weitere Informationen:


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